Die Lichtherrlichkeit Gottes (Schechinah) in Geschichte und Prophetie

 

Begriffsbestimmung

 

Wir definieren die Lichtherrlichkeit Gottes (Schechinah) als die sichtbare Gegenwart Gottes, das Offenbarwerden seiner majestätischen Gegenwart, wenn er herabsteigt, um unter Menschen zu wohnen. Gewöhnlich wird die Schechinah Gottes in der Bibel als Herrlichkeit des Herrn bezeichnet. Der hebräische Ausdruck „kavod adonai" bedeutet „Lichtherrlichkeit Gottes" und gibt an, was die Schechinah ist. Die griechische Bezeichnung „doxa kyriou" wird ebenfalls mit „Herrlichkeit des Herrn" übersetzt. Jedoch bedeutet „doxa" ,,Helligkeit" oder „Strahlenglanz" und beschreibt somit, wie die Schechinah erscheint.

 

Andere Bezeichnungen fügen dem Ausdruck die Nuance „wohnen" hinzu, geben also an, was die Schechinah tut. Die hebräische Form „schechinah" geht auf die Wurzel „schachan", „wohnen", zurück. Das griechische Wort „skäna", das von dem hebräischen Wort ,,schechinah" abgeleitet wird (das Griechische kennt kein „sch"), bedeutet „Zelt". Wie schon gesagt, stellt die Schechinah die sichtbare Gegenwart Gottes dar. Im Alten Testament waren diese Offenbarungen als Licht, Feuer oder Wolke oder als Verbindung dieser Elemente wahrnehmbar. Im Neuen Testament taucht die Schechinah zuweilen in Verbindung mit anderen Elementen auf, nämlich mit dem Engel Jahwes, dem Heiligen Geist, den Cherubim und/oder tiefer Finsternis.

 

Die Schechinah in der Geschichte des Alten Testamentes

 

Der Garten Eden

 

Die wohl erste Erscheinung der Schechinah finden wir in 1. Mose 3,8. Nach Aussage dieses Verses erlebten die Stammeltern die persönliche Gegenwart Gottes, und zwar täglich, weil Gott in enger Gemeinschaft mit ihnen lebte. Weitere Einzelheiten erfahren wir hier nicht; die Frage, ob man dies als erste Offenbarung der Schechinah bezeichnen kann oder nicht, ist unmöglich zu beantworten. Es könnte aber auf die Lichtherrlichkeit Gottes hinweisen. Trifft dies nicht zu, so finden wir die erste Erscheinung der Schechinah in 1.Mose 3,23-24. Der Ausdruck „er ließ lagern" heißt im Hebräischen „wajjaschken", hat die gleiche sprachliche Wurzel wie „schechinah" und bedeutet wörtlich „er ließ wohnen". Dies war ein sichtbares Zeichen der Gegenwart Gottes, und zwar in der Form eines gezückten flammenden Schwertes. Der bestimmte Artikel stellt besonders heraus, daß es sich um die Flamme des Schwertes handelte. In dieser Manifestation der Herrlichkeit Gottes erschien die Schechinah als Feuer. Außerdem fällt hier die Verbindung der Schechinah mit den Cherubim - einem der vier Elemente, die wir schon erwähnten – ins Auge.

 

Der Bund mit Abraham

 

An mehreren Stellen des ersten Buches Genesis lesen wir etwas über den Inhalt des Bundes Gottes mit Abraham. Die Besiegelung und Unterzeichnung des Bundes finden wir in 1. Mose 15,12-18. In Vers 12 erscheint zum ersten Mal eine ungewöhnliche Finsternis in Verbindung mit der Schechinah. Nachdem der Inhalt des Bundes mit Abraham zusammengefaßt worden war, wurde er unterzeichnet. Gott erschien in sichtbarer Gestalt: als lodernde Fackel in einem rauchenden Ofen. Die Schechinah besiegelte diesen Bund mit Abraham, der seinerseits Grundlage der drei anderen uneingeschränkten Bundesschlüsse zwischen Gott und Israel wurde: des Palästina-Bundes, des Bundes mit David und des Neuen Bundes. Nicht nur im ersten Buch Mose, sondern auch im zweiten, dritten und vierten Mosebuch (Exodus, Leviticus und Numeri) finden wir Hinweise auf die Schechinah. Im zweiten Buch Mose wird bezeugt, daß die Schechinah Wohnung unter dem Volk Israel nahm und das Gesetz Moses rechtskräftig werden ließ. Im dritten Buch Mose bestätigt die Schechinah die Priesterschaft Aarons. Im vierten Buch Mose hören wir, wie die Schechinah Gericht wegen des Ungehorsams Israels brachte.

 

Der brennende Dornbusch

 

Auch in 2. Mose 3,1-5 wird die Schechinah erwähnt. Gott gab sich Mose zu erkennen. Die Verse 2-3 beschreiben, was Mose sah: eine Feuerflamme und einen brennenden Busch. Wieder finden wir Feuer in Verbindung mit dem Erscheinen der Schechinah. Hier bezieht sie sich auf den Engel Jahwes; berücksichtigen wir alle ähnlichen Bibelstellen, so ist das niemand anders als die zweite Person der Dreieinigkeit: der Messias Jesus, der Sohn Gottes. Aus 5. Mose 33,16 geht hervor, daß in der Feuerflamme und dem brennenden Dornbusch wirklich die Herrlichkeit Gottes offenbar wurde. Die Bezeichnung „dessen, der im Busche wohnt" lautet im Hebräischen „schochni senäh". Das erste Wort bedeutet „Wohnung" und geht sprachlich auf dieselbe Wurzel zurück wie das Wort „schechinah". Also wurde Mose von der Schechinah beauftragt, das Volk Israel aus Ägypten zu führen.

 

Der Auszug aus Ägypten

 

Während des Auszugs aus Ägypten und der Wanderung durch die Wüste erschien die Schechinah bei Tag als Wolkensäule und bei Nacht als Feuersäule. In 2. Mose 13,21-22 lesen wir, wie die Schechinah das Volk aus Ägypten heraus und in die Wüste führte. 2. Mose 14,19-20 nennt einen weiteren Dienst der Schechinah. Hier schützte die Schechinah das Lager der Israeliten die ganze Nacht vor den Ägyptern, indem sie das Heer der Ägypter von den Israeliten trennte. Wieder erscheint die Schechinah im Zusammenhang mit dem Engel Jahwes. Sie bringt tiefe Finsternis, aber für die Israeliten erleuchtet sie die Nacht. Nach 2. Mose 14,24 verwirrte die Schechinah das Heer der Ägypter. In 2. Mose 16,6-12 wird bezeugt, daß die Schechinah Israel mit Wachteln und mit Manna versorgte. In Vers 7 wird die Schechinah zum ersten Mal so bezeichnet, wie sie uns auch sonst normalerweise in der Bibel begegnet, nämlich als „Herrlich keit des Herrn". In Vers 10 erscheint die Herrlichkeit in einer Wolke - eine weitere sichtbare Gestalt der Schechinah.

 

Der Berg Sinai

 

Die bedeutendste Offenbarung der Schechinah während der Zeit des Auszugs aus Ägypten ereignete sich am Berg Sinai, zum ersten Mal in 2. Mose 19,16-20 vor der Übergabe der Zehn Gebote. Vers 16 berichtet von starkem Donner, Blitzen und einer dichten Wolke. Laut Vers 18 stieg Jahwe im Feuer herab; Vers 20 belegt, daß es sich um eine sichtbare Offenbarung der Gegenwart Gottes. gehandelt haben muß, denn hier heißt es, Jahwe sei nun auf den Berg Sinai herabgestiegen. Diese gewaltige Offenbarung der Gegenwart Gottes erzeugte beim Volk tiefe Furcht. Als sie die Herrlichkeit Jahwes am Berg Sinai gesehen hatten, baten sie darum, die Stimme Gottes nicht mehr hören zu müssen. Dies wird in 5. Mose 5,22-27 wiederholt. In 2. Mose 24,15-18 erscheint die Schechinah, kurz bevor Mose auf dem Berg Sinai die Gesetzestafeln empfängt. Eine Wolke bedeckte den Berg; die HerrlichkeitJahwes nahm Wohnung auf dem Berg Sinai. Der hebräische Ausdruck für „wohnte" ist „wajjischkon"; darin steckt wieder die Wurzel, zu der auch „schechinah" gehört. In Vers 17 erscheint die Herrlichkeit Jahwes dem Volk als verzehrendes Feuer. Am Sinai offenbarte sich die Schechinah also in Gestalt von Licht, Feuer, Wolke und Blitz; außerdem trat wieder tiefe Finsternis ein. So manifestiert sich die Gegenwart Gottes auch an anderen Stellen des Alten Testaments.

 

Die Schechinah und Mose

 

Mose erlebte eine ganz besondere Offenbarung der Schechinah. In 2. Mose 33,17-23 äußerte er eine gewaltige Bitte. In Vers 18 bittet Mose, die Herrlichkeit Gottes sehen zu dürfen. In Vers 23 antwortet ihm Gott, Mose dürfe Gott nachschauen, aber nicht dessen Angesicht sehen. Dr. Dwight Pentecost meinte, das betreffende Wort könne mit „nachglühen" übersetzt werden. Gott habe Mose also gestattet, seinen vorübergehenden Lichtglanz zu sehen, aber nicht Gott, wie er wirklich ist. Nun hat das hebräische Wort zwar nicht die Bedeutung „nachglühen", aber der Grundgedanke könnte stimmen. Mose soll nicht Gott sehen, wie er wirklich ist, sondern nur eine größere sichtbare Offenbarung der Herrlichkeit Gottes als je zuvor empfangen. So versprach es Gott seinem Knecht Mose. In 2. Mose 34,5-9 erfahren wir, wie Gott diese Verheißung erfüllte.

 

An dieser Stelle wird noch von einer weiteren Offenbarung der Schechinah Gottes gesprochen: vor Mose wurde der eigentliche Name Gottes, des Herrn, ausgerufen. Mose erlebte eine Manifestation der Herrlichkeit Gottes, die vor ihm noch kein anderer Mensch erfahren hatte. Laut Vers 9 bat Mose am Ende dieser Manifestation Gott darum, die Schechinah möge für immer inmitten des Volkes Israel wohnen. Später erfüllte Gott diese Bitte teilweise, als er in der Stiftshütte, im heiligen Zelt, Wohnung nahm; aber vollständig konnte die Bitte Moses um das ewige Wohnen Gottes unter seinem Volk zu dieser Zeit noch nicht erfüllt werden. Dieses Erlebnis ließ Mose nicht unberührt, wie wir in 2. Mose 34,29-35 erfahren. Auf Moses strahlendem Gesicht war die Schechinah zu sehen – nicht die wirkliche Herrlichkeit des Herrn, sondern ihr Widerschein.

 

Moses Verhältnis zur Schechinah ähnelte also demjenigen des Mondes zur Sonne: die Sonne strahlt Licht aus, und der Mond reflektiert es. In gleicher Weise strahlte das Angesicht Moses jenes Licht wider, das von der Schechinah ausgegangen war. Die leuchtende Offenbarung der Herrlichkeit Gottes hatte Mose durchdrungen und manifestierte sich in seinem Angesicht. Nachdem er das Gesetz verkündet hatte, verhüllte Mose sein Gesicht. Den Grund für diese Verhüllung erfahren wir nicht im 2. Buch Mose, sondern in 2. Korinther 3,12-18. Mose verhüllte sein Angesicht nicht, weil Israel den Widerschein der Herrlichkeit Gottes nicht hätte ertragen können. Vielmehr wußte Mose, daß dieser Widerschein zeitlich begrenzt war; er wollte nicht, daß Israel sah, wie das Strahlen verblaßte. So blieb Israel verborgen, daß der Widerschein der Herrlichkeit auf dem Angesicht Moses vorüberging.

 

Die Stiftshütte und die Bundeslade

 

In 2. Mose 29,42-46 erfahren wir etwas über den Zweck der Stiftshütte. Nach Vers 43 sollte die Stiftshütte durch die Schechinah geheiligt werden. Vers 45 nennt den Zweck der Stiftshütte: Gott wollte bei den Kindern Israel wohnen. Das hebräische Wort für „ich will wohnen", „weschachanti", hat dieselbe sprachliche Wurzel wie „schechinah". Nach Vollendung der Stiftshütte zog die Schechinah dort ein, wie 2. Mose 40,34-38 berichtet. Vers 34 beschreibt, wie die Wolke die Stiftshütte bedeckte; die Herrlichkeit Jahwes erfüllte das heilige Zelt. Das hebräische Wort für „Stiftshütte", „hamischkan", hat ebenfalls dieselbe sprachliche Wurzel wie „schechinah". Wir könnten „Stiftshütte" auch mit „Wohnplatz der Schechinah" übersetzen. In Vers 35 heißt es, daß die Wolke über das heilige Zelt kam und dort unter dem Volk Israel blieb. Das hier verwendete Verb heißt im Hebräischen „schachan", wieder mit derselben sprachlichen Wurzel. Schließlich hören wir in Vers 36-38, daß die Wolke Israel auf seinem Zug durch die Wüste leitete.

 

Die Schechinah nahm also ihre Wohnstatt inmitten des Volkes Israel, und zwar im Allerheiligsten, über der Bundeslade und unter den Cherubim. Nachdem der Glanz auf dem Angesicht Moses vergangen war, offenbarte sich Gottes Herrlichkeit in der Stiftshütte. Das heilige Zelt war zwar äußerlich nicht besonders attraktiv, denn es war mit wettergegerbten Tierhäuten bedeckt. Aber Gott gebrauchte nun einmal das Unansehnliche, um sich Israel zu offenbaren. Das Allerheiligste hatte kein Fenster. Es war darin absolut dunkel; andere Bibelstellen sprechen von „tiefer Finsternis". Die Dunkelheit wurde nur durch den Schein der Schechinah durchbrochen. Nun mag sich jemand fragen, wie der Hohepriester im Allerheiligsten trotz pechschwarzer Dunkelheit seinen Pflichten nachkommen konnte; Antwort: das notwendige Licht ging von der Schechinah aus.

 

Das dritte Buch Mose

 

Im zweiten Buch Mose hörten wir, daß die Schechinah das Gesetz beglaubigte und schließlich Wohnung im Allerheiligsten nahm. Das dritte Buch Mose bezeugt, wie die Schechinah diejenigen bestätigte, die den Dienst nach dem Gesetz und in der Stiftshütte auszuführen hatten, nämlich die Priester vom Stamm Aaron. Das wichtigste Kapitel ist 3. Mose 9. In den Versen 6-7 finden wir die entsprechende Verheißung. In den Versen 22-24 folgt die Beglaubigung der Priesterschaft, und zwar durch Feuer.

 

Das vierte Buch Mose

 

Im vierten Buch Mose vollstreckt die Schechinah das Gericht wegen Sünde und Ungehorsam. Dies geschah bei drei Gelegenheiten. In 4. Mose 13,30-14,45 hören wir vom Gericht der Schechinah über Israel bei Kadesch Barnea; dort hatte sich das Volk gegen die Führerschaft Moses aufgelehnt, weil zehn der zurückgekehrten Kundschafter einen entmutigenden Bericht über das Gelobte Land gegeben hatten. Zur Strafe für diese Rebellion sollten die Stämme Israels vierzig Jahre lang in der Wüste umherziehen. Die Schechinah mußte Mose und Aaron sogar vor der Steinigung bewahren (14,10). In 14,22 wird die Härte der Strafe u. a. damit begründet, daß die Israeliten „meine Herrlichkeit gesehen haben" und sich dennoch auflehnten und nicht glauben wollten. Die Schechinah erscheint dann wieder in 4. Mose 16,1-50 im Zusammenhang mit dem Aufstand Korahs. Die Schechinah ließ eine schwere Plage über das Volk kommen, weil es über den Tod Korahs gemurrt hatte. Schon zuvor hatte sie durch ihr Erscheinen den Führungsanspruch und die Autorität Moses bestätigt und den falschen Anspruch Korahs zurückgewiesen. Schließlich erscheint die Schechinah in 4. Mose 20,6-13 im Zusammenhang mit dem Zwischenfall an den Wassern von Meriba.

 

Die Zeit Josuas und der Richter

 

Während dieses Zeitraums wohnte die Schechinah weiter im Allerheiligsten, ohne sich besonders zu offenbaren. Als die Philister den Israeliten die Bundeslade raubten und sie ins Philisterland brachten, befürchtete das Volk, es habe die sichtbare Gegenwart Gottes verloren. Lies 1. Samuel 4,21-22. Der Name „ Ikabod" bedeutet „die Herrlichkeit ist fort". Aber Elis Schwiegertochter irrte sich natürlich; denn die Schechinah war zu dieser Zeit noch nicht von Israel gewichen, auch wenn viele im Volk dies befürchteten.

 

Der salomonische Tempel

 

Als Salomo den Tempel baute, errichtete er auch ein ganz neues Allerheiligstes. Zu dieser Zeit zog die Schechinah von der Stiftshütte in das Allerheiligste des Tempels. Die wichtigste Belegstelle hierfür ist 1. Könige 8,1-13 (eine Parallelstelle ist 2. Chronik 5,2-7,3). Die Verse 1-9 berichten, wie die Bundeslade in das Allerheiligste gebracht wurde. In Vers 10-13 bewegt sich die Schechinah vom bisherigen Ort zu ihrer neuen Wohnstätte. Die Wolke erfüllte das Haus, und die Herrlichkeit Jahwes hielt Einzug. So ähnlich war es auch, als die Schechinah in die Stiftshütte einzog. Nach Vers 12 ließ die Schechinah sich im tiefen Dunkel des Allerheiligsten nieder. Vers 13 betont, daß es sich um ein Haus handelte, einen Ort, an dem Gott in Gestalt der Schechinah sichtbar wohnen wollte. Wie schon vor ihm Mose, bat auch Salomo, die Schechinah möge für immer in I srael wohnen. Aber auch diesmal konnte Gott diese Bitte noch nicht erfüllen.

 

Das Buch Hesekiel und der Auszug der Schechinah

 

Geschichtlich gesehen, erscheint die Schechinah erst wieder dem Propheten Hesekiel, dem sie ihren bevorstehenden Wegzug aus Israel ankündigte. Sie gab Hesekiel die in seinem Buch niedergelegte Offenbarung, wie uns die Verse 1,28; 3,12.23 und 8,3-4 bestätigen. In diesen Stellen ist die Schechinah mit den Cherubim verbunden - wie schon im Garten Eden, in der Stiftshütte und im Tempel. Sie erscheint aber auch im Zusammenhang mit dem Heiligen Geist. Das Buch Hesekiel berichtet vom Wegzug der Schechinah. Sie verließ das Volk Gottes im Zorn, und zwar in vier Schritten. Der erste Schritt des Auszugs vollzog sich vom Allerheiligsten (erster Ort) zur Türschwelle des Tempels (zweiter Ort). Dies wird in Hesekiel 9,3a beschrieben. Lies Hesekiel 10,4. Mit dem zweiten Schritt entfernte sich die Schechinah aus dem Tempel, hin zum östlichen Tor (dritter Ort), wie Hesekiel 10,18-19 berichtet. Im dritten Stadium zog die Schechinah vom Osttor zum Ölberg hinüber (vierter Ort). Lies Hesekiel 11,22-23. Schließlich verließ die Schechinah Israel im vierten Stadium ganz und verschwand vollends aus der Geschichte des Gottesvolkes. Erst hier sehen wir erfüllt, was in dem Namen „lkabod" angedeutet wird: die Herrlichkeit Gottes war fort.

 

Der zweite Tempel

 

Nach der Rückkehr der Juden aus Babylon wurde der zweite Tempel gebaut. Aber die Schechinah wohnte nicht im zweiten Tempel wie einst im ersten. Lies Haggai 2,3. Doch Haggai 2,9 enthält eine Verheißung. Hier verheißt der Prophet Haggai, die Herrlichkeit, die den Tempel verlassen hatte, werde größer und herrlicher zu jenem zweiten Tempel zurückkehren. Anders als die Stiftshütte und der erste Tempel wurde der zweite Tempel nicht sofort durch eine Offenbarung der Schechinah bestätigt. Aber Gott gab die Verheißung, zu diesem zweiten Tempel werde die Herrlichkeit Gottes in anderer und größerer Weise kommen. Dann sollte das Volk wieder die Gegenwart Gottes in der Schechinah erleben. Die Tatsache, daß der zweite Tempel im Jahre 70 n. Chr. zerstört wurde, macht die Erfüllung der Weissagung Haggais vor diesem Zeitpunkt notwendig.

 

Die Schechinah zur Zeit des Neuen Testaments

 

Die Erscheinung vor den Hirten

 

In der Geschichte des Neuen Testaments erscheint die Schechinah zum ersten Mal in Lukas 2,8-9. Es heißt, die Herrlichkeit des Herrn sei ihnen erschienen und habe sie umleuchtet. Hier haben wir es deutlich mit dem Wiedererscheinen der Schechinah zu tun. Sie brachte den jüdischen Hirten die Botschaft von der Geburt des Messias.

 

Der Stern von Bethlehem

 

Matthäus 2,1-12 enthält den Bericht über den Besuch der Weisen aus dem Osten, die durch einen sichtbaren Stern geleitet wurden. Daß es sich bei diesem um keinen gewöhnlichen Stern handelte, geht deutlich aus bestimmten Eigenheiten hervor. Erstens führte er sie von Osten nach Westen (nach Jerusalem); zweitens führte er sie von Norden nach Südwesten (von Jerusalem nach Bethlehem); drittens blieb der Stern über dem Haus stehen, in dem sich Jesus befand; und viertens war es „sein" Stern in einem Sinne, der alle anderen Sterne ausschließt. Demnach war es bestimmt kein gewöhnlicher Stern. Das griechische Wort für „Stern" bedeutet einfach „Glanz" oder „Helligkeit". Also handelte es sich hier um ein Wiedererscheinen der Schechinah in Gestalt eines Lichtes, das auch den Heiden die Geburt des Messias anzeigte.

 

Das Erscheinen der Schechinah in neuer Gestalt

 

In Erfüllung der Haggai-Prophezeiung sollte die Schechinah in völlig neuer Gestalt erscheinen. Darum geht es in Johannes 1,1-14. Dieser Abschnitt verkündet die Erscheinung des Schechinah-Lichtes in einer neuen, sichtbaren Gestalt. Vers 14 faßt dies brennpunktartig zusammen. Das hier mit „wohnte" übersetzte Wort ist das griechische Wort ,,skänefn", ein hellenisisertes Lehnwort des hebräischen „schechinah" (im Griechischen gibt es kein „sch"). Aber wörtlich übersetzt, bedeutet das griechische Wort nicht einfach „wohnen"; dafür gibt es ein anderes Wort. ,,Skänefn" heißt wörtlich „zelten". Demnach muß Vers 14a so übersetzt werden: ,,Und das Wort wurde Fleisch und zeltete unter uns." Anders ausgedrückt: die sichtbare Gegenwart Gottes hatte sich auf ganz neue Weise offenbart.

 

Nun konnten die Menschen die Herrlichkeit Gottes in Gestalt eines Menschen, nämlich des Gott-Menschen Jesus Christus, sehen. Hier ging Jesaja 9,1 in Erfüllung, wo vom Kommen des Lichts die Rede ist. Indem Jesus während seines Wirkens im Tempel ein- und ausging, wurde die Weissagung Haggais erfüllt. Jesu Herrlichkeit wurde darin offenbar, daß er den Tempel von den Geldwechslern und Opfertierhändlern reinigte und dort - besonders während des Passah- und Laubhüttenfestes – lehrte.

 

Die Parallele zum Alten Testament sollte hier nicht übersehen werden. Am Anfang erschien die Schechinah und verschwand wieder, bis sie in Stiftshütte und Tempel ihre ständige Wohnung nahm. Sie verschwand dann endgültig vom Ölberg aus. In der Geschichte des Neuen Testaments erschien die Herrlichkeit Gottes erst vereinzelt hier und da und kam schließlich in Gestalt des Messias, der für eine gewisse Zeit unter dem Volk wohnte. Später verließ die Herrlichkeit Gottes Israel wiederum vom Ölberg aus, nämlich bei der Himmelfahrt Christi.

 

Die Verklärung

 

Die bedeutendste Manifestation der Schechinah in der Person Christi finden wir in der Geschichte von der Verklärung, die uns an mehreren Stellen berichtet wird. Es sind die Abschnitte Matthäus 17,1-8, Markus 9,2-8, Lukas 9,28-36 und 2. Petrus 1,16-18. Diese Stellen beschreiben die Geschehnisse unterschiedlich, aber sie übermitteln uns sowohl einzeln als auch insgesamt einen Eindruck von der Pracht der Schechinah. Nach dem Bericht des Matthäus leuchtete das Angesicht Christi wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. Eine helle Wolke überschattete ihn; die Stimme Gottes erscholl aus ihr und bestätigte den messianischen Auftrag Jesu. Vom Erscheinen der Wolke und vom Reden Gottes aus der Wolke erfuhren wir schon in bezug auf die Geschehnisse am Berg Sinai. Matthäus' Bericht gibt deutlich das Offenbarwerden der Schechinah wieder, wie es im Alten Testament geschildert wird.

 

Diese Manifestationen entfalten sich in der Zeit des Neuen Testaments weiter und gelangen in der Person Christi zur Erfüllung. In der Markusstelle lesen wir, daß „seine Kleider glänzend wurden, sehr weiß wie Schnee, wie sie kein Bleicher auf Erden so weiß machen kann", und daß ihn eine Wolke überschattete. Nach dem Bericht des Lukas wurde „das Aussehen seines Angesichts anders, und sein Kleid strahlend weiß". Sie sahen Gottes Herrlichkeit, während die Wolke Jesus überschattete. In seinem zweiten Brief bezeugt Petrus, was er auf dem Berg der Verklärung gesehen hat; er weist ausdrücklich darauf hin, ,,Augenzeuge seiner Herrlichkeit" gewesen zu sein. Der Messiasanspruch Jesu wurde durch diese Herrlichkeit bestätigt.

 

In Jesus offenbarte sich die Herrlichkeit Gottes in ganz neuer Gestalt. Bei der Verklärung trat sie, die sonst durch Jesu menschlichen Leib verhüllt war, hervor; drei von den Aposteln erblickten die Schechinah in ihrem strahlenden Glanz - größer und mächtiger, als sie im Alten Testament erschienen war! Denn zu den alttestamentlichen Offenbarungen der Herrlichkeit Gottes kam nun die einzigartige Manifestation in Christus, dem Gott-Menschen. Auch spätere Schriften des Neuen Testaments beschreiben Jesus als einzigartige Offenbarung der Gegenwart Gottes. Lies 2. Korinther 4,5-6. Hier wird festgestellt, daß durch Christus das Licht aus der Finsternis hervorleuchtet, und zwar das Licht „der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi". Die Herrlichkeit Gottes war demnach in der Person Jesu gegenwärtig und in ihm sichtbar.

 

Dieser Gedanke wird in Hebräer 1,1-3 weiter ausgeführt. In Vers 1 wird gesagt, Gott habe sich in vergangenen Zeiten auf verschiedene Weise offenbart, nun aber habe er sich im Sohn gezeigt. Vers 3 beschreibt den Sohn in einer Weise, die klar auf die Schechinah hindeutet. Er wird dargestellt als Ausstrahlung der Herrlichkeit des Vaters und als Ausdruck seines Wesens. Ein weiteres Beispiel finden wir in der Beschreibung des erhöhten und verherrlichten Menschensohnes in Offenbarung 1,12-16. Jesus strahlt eine Helligkeit aus, die mit dem Schein der Sonne verglichen wird. Der Leib des erhöhten Jesus verhüllt den strahlenden Glanz der Herrlichkeit Gottes nicht mehr.

 

Der Widerschein der Herrlichkeit Gottes

 

Mose spiegelte eine Zeitlang die Herrlichkeit Gottes wider, die er am Sinai geschaut hatte, als Gott sich ihm ganz neu offenbarte. Ebenso können auch heute gläubige Menschen die Herrlichkeit Christi widerspiegeln, denn er war nach 2. Korinther 3,12-18 eine noch größere Offenbarung der Schechinah. Diesem Abschnitt liegt der Bericht vom Widerschein der Herrlichkeit Gottes auf dem Angesicht Moses zugrunde. Mose verhüllte sein Angesicht, damit niemand sah, daß der Glanz langsam verblaßte. Auch über den Herzen der Juden liegt eine Decke – sie erkennen nicht, daß das Zeitalter des Gesetzes vergangen ist. Die Decke wird erst dann von den Augen Israels abgenommen, wenn das Volk sich vom Gesetz zu Jesus, dem Messias, bekehrt. Mose entfernte die Decke, sobald er sich wieder dem Herrn zuwandte. Wenn sich ein Jude vom Gesetz (als Heilsbringer) zu Jesus Christus wendet, wird ebenfalls eine Decke entfernt.

 

In Vers 18 kommt Paulus auf den Widerschein der Schechinah bei den Glaubenden zu sprechen. Der Glaubende erblickt die Herrlichkeit des Herrn mit unverdecktem Angesicht und wird dabei in dasselbe Bild verwandelt - ,,von Herrlichkeit zu Herrlichkeit". Die in Christus durch den Glauben erblickte Herrlichkeit schafft im Glaubenden eine ähnliche Herrlichkeit. Der Glaubende soll diese Herrlichkeit Christi widerspiegeln. Während der Widerschein bei Mose am Leuchten seines Gesichtes erkennbar wurde, soll der Glaubende durch die Umwandlung seines Lebens die Herrlichkeit Christi widerspiegeln. Ähnlich wie in den weiter oben erwähnten Hesekiel-Stellen, ist die Schechinah auch hier mit dem Heiligen Geist verbunden. Denn ein christusähnliches Leben ist nur möglich, wenn man in der Fülle bzw. unter der Herrschaft des Heiligen Geistes lebt.

 

Auch Epheser 1 lehrt, daß Glaubende die Schechinah Christi widerspiegeln sollen. Nach Vers 6 und 14 sollen sie „zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade" (der Gnade Gottes) leben, nach Vers 12 ,,zum Lobe seiner Herrlichkeit" (vergleiche auch Römer 8,29; Philipper 3,21; Kolosser 3,10). Wir fassen zusammen: Die Schechinah, die sichtbare Gegenwart Gottes, offenbarte sich in der Person Jesu. Es ist die Bestimmung und Verpflichtung der Glaubenden, diese Herrlichkeit Gottes widerzuspiegeln.

 

Die Apostelgeschichte

 

Die Schechinah erscheint in den Berichten der Apostelgeschichte bei zwei Ereignissen. Das erste mag hier nicht ganz schlüssig sein, aber wir halten es zumindest für möglich, daß zu dem wunderbaren Geschehen von Apostelgeschichte 2,1-3 auch die Erscheinung der Schechinah gehört. Mit den „Zungen, die sich zerteilten, wie von Feuer“, könnte die Schechinah gemeint sein. Die Informationen reichen jedoch für einen schlüssigen Beweis nicht aus. Der zweite Beleg ist deutlicher: es geht um die Erscheinung, die Paulus auf dem Weg nach Damaskus hatte. Von ihr wird an drei verschiedenen Stellen in der Apostelgeschichte berichtet, zuerst in 9,3-8. Die zweite Stelle ist Apostelgeschichte 22,6-11. Und dann in Kapitel 26,13- 18.

 

In Vers 9,3 wird die Schechinah als „ein Licht vom Himmel", in Vers 22,6 als „ein helles Licht vom Himmel" geschildert. In Vers 11 bezeugt Paulus, daß er vom „Glanze jenes Lichtes" geblendet wurde. Schließlich wird die Schechinah in Vers 26,13 als „ein Licht, heller als der Sonne Glanz" beschrieben. Sie erschien dem Paulus, um ihn als Apostel für die Heiden einzusetzen.

 

Die Offenbarung

 

Die letzte Erscheinung der Schechinah in der bisherigen Geschichte erlebte der Apostel Johannes in Offenbarung 1,12-16 (wir haben es bereits erwähnt). Die Stelle beschreibt Jesus in der Fülle seiner Herrlichkeit, deren strahlender Glanz nicht mehr durch den Leib verhüllt wird. Diesmal offenbarte sich die Schechinah, um Johannes zu beauftragen, ein Buch (das Buch der Offenbarung) zu schreiben und damit die Heilige Schrift zum Abschluß zu bringen.

 

Die Schechinah in der Prophetie

 

Die große Trübsal

 

Als einzige Stelle bringt Offenbarung 15,8 die Schechinah in einen gewissen Zusammenhang mit der großen Trübsal. Hier ist die Schechinah mit den Zornschalengerichten verbunden, der letzten und härtesten Serie von Gerichten in der großen Trübsal. Sie bringen den Zorn Gottes zur Vollendung. Ähnlich wie zur Zeit, als das Volk Israel in der Wüste umherzog, wird die Schechinah auch in der großen Trübsal Gericht wegen der Sünden bringen.

 

Die Wiederkunft Christi

 

Mit der Wiederkunft Christi wird sich die Schechinah erneut offenbaren. Lies Matthäus 16,27. Es geht hier besonders darum, daß der Menschensohn „kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters". Nach Johannes 1,14 konnten die Menschen beim ersten Kommen Christi die Herrlichkeit Gottes schauen; bei Jesu Wiederkunft wird er dieselbe Herrlichkeit offenbaren - die Herrlichkeit des Vaters wird für alle Menschen erkennbar sein. Auch Matthäus 24,30 verbindet die Wiederkunft Christi mit der Schechinah. Kurz vor der Wiederkunft Jesu wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen. Dieses Zeichen wird sicher die Schechinah sein, denn „der Menschensohn wird kommen auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit". Parallelstellen hierzu sind Markus 13,26 und Lukas 21,27.

 

Das Tausendjährige Reich

 

Der Prophetie zufolge wird das Tausendjährige Reich die größte Offenbarung der Schechinah bringen - besonders für Israel. Die Lichtherrlichkeit Gottes wird sich auf verschiedene Weise zeigen. Erstens wird sie sich im Allerheiligsten offenbaren. Hesekiel gab in seinem Buch einen genauen Bericht über den Wegzug der Schechinah aus Israel, weissagte aber auch über die zukünftige Rückkehr der Lichtherrlichkeit Gottes. Lies Hesekiel 43, 1-7a. In den Versen 1-3 heißt es, daß die Schechinah von Osten her kommt und die Erde von ihr erleuchtet wird. Im Osten liegt der Ölberg; von dort aus hatte die Schechinah Israel verlassen. Mit anderen Worten: sie wird aus derselben Richtung zurückkommen, in die sie weggezogen war. Sie wird durch das Osttor hereinkommen und in das Allerheiligste des Tempels einziehen. Schließlich prophezeit Hesekiel, die Schechinah werde an diesem Ort auf ewig unter dem Volk Israel wohnen. ,,Ich will wohnen" - im Hebräischen „eschkhan" - hat wieder dieselbe sprachliche Wurzel wie ,,schechinah". So wird Gott schließlich die Gebete Moses und Salomos erhören.

 

Nach Hesekiel 44,1-2 soll das Osttor geschlossen und nicht mehr geöffnet werden, weil die Schechinah durch dieses Tor zurückgekehrt ist. Es sollte deutlich darauf hingewiesen werden, daß Hesekiel an dieser Stelle nicht vom heutigen Goldenen Tor an der Ostmauer Jerusalems spricht. Viele der auf Sensationsprophetie bedachten Ausleger haben versucht, diese Hesekiel-Stelle mit dem Goldenen Tor in Verbindung zu bringen. Aber vom Textzusammenhang her ist dies ausgeschlossen. Hesekiel spricht hier vom Tempelbezirk des Tausendjährigen Reiches, der eine völlig andere Mauer und andere Tore haben wird. Außerdem soll das Tor geschlossen werden, weil die Schechinah durch es zum Volk zurückgekommen ist und in Zukunft nie mehr von Israel weichen wird. Durch das heutige Goldene Tor trat die Schechinah nie hindurch - auch Jesus nicht -, denn es wurde erst Jahrhunderte nach Christus erbaut.

 

Zweitens wird die Schechinah nicht nur im Allerheiligsten des messianischen Tempels wohnen, sondern auch den gazen neuen Berg Zion bedecken. Lies Jesaja 4,5-6. Hier wird die Schechinah als „Wolke und Rauch" bei Tage und als ,,Glanz einer Feuerflamme" bei Nacht beschrieben. Über dieser ganzen Herrlichkeit soll eine Decke liegen und Schutz vor Hitze, Sturm und Regen bieten. Der neue Berg Zion wird an verschiedenen Stellen der Prophetenbücher beschrieben; er wird ein außerordentlich hoher Berg mit einem Plateau von 6400 km2 Fläche sein, auf dessen Südseite die neue Stadt Jerusalem und auf dessen Nordseite der Tempel des Tausendjährigen Reiches stehen wird. Über diesem Berg soll die Schechinah als Wolke, Rauch und flammendes Feuer zu sehen sein - wie zur Zeit des Alten Testaments am Berg Sinai!

 

Drittens wird die Schechinah nach Sacharja 2,8-9 besonders über Jerusalem ruhen. Der Prophet sagt voraus, Jahwe werde eine „feurige Mauer" um Jerusalem und die Herrlichkeit inmitten Jerusalems sein. Dies sind die Offenbarungen der Schechinah in bezug auf das Jerusalem des messianischen Reiches. Viertens soll die Schechinah nicht nur im Tempel, in Jerusalem und auf dem Berg Zion, sondern in ganz Israel zu sehen sein. Lies Jesaja 35,1-2. Die Völker werden in Israel die Herrlichkeit Jahwes sehen. Das entnehmen wir auch Jesaja 58,8-9a. Die Schechinah wird als Offenbarung der Gegenwart Gottes auf ganz Israel ruhen. Die Heiden werden die Herrlichkeit des Herrn sehen können, müssen aber zu den Juden kommen (Sacharja 8,20-23). Fünftens wird Jesus selbst die Schechinah widerspiegeln. All dies wird eng mit Israel verbunden sein, denn die Schechinah soll in ihren verschiedenen Ausdrucksformen beim Volk Israel wohnen.

 

Gottes neue Welt

 

Nach den tausend Jahren der Friedensherrschaft Christi wird Gott eine neue Welt schaffen. Auch dann wird die Schechinah sichtbar sein. Lies Offb 21,1-3. Die Verse 1-2 beschreiben das neue Jerusalem und Vers 3 die Gegenwart Gottes in Jerusalem: die „Hütte Gottes" wird bei den Menschen sein, und er wird unter ihnen wohnen. Das griechische Wort „skänein" bedeutet nicht „wohnen" , sondern „zelten". Also wird es in Gottes neuer Welt wieder sein wie zur Zeit des Alten Testaments: die Schechinah wird unter den Menschen zelten, auch wenn es dann keine Stiftshütte und keinen Tempel mehr gibt. Jerusalem wird die Herrlichkeit Gottes in sich bergen, weil Gott dort unter den Menschen zelten wird. Lies 21,10-11. - In Offenbarung 21,23-24 lesen wir, welche Folgen die Gegenwart Gottes unter den Menschen haben wird. Man wird in der Gottesstadt kein Licht von der Sonne, dem Mond oder von Lampen mehr benötigen, denn die Schechinah wird Licht in Fülle spenden; alle Bewohner werden in jenem Licht wandeln können. Und so wird es in alle Ewigkeit bleiben.

 

 

Br. Arnold