Die Stadt Babylon muß als Hauptstadt des Antichristen und seines Weltreiches wieder aufgebaut werden. Aber Babylon muß nicht nur die politische Hauptstadt der Welt werden, sondern auch das Zentrum der Weltwirtschaft. Das wird in der Vision von Sacharja 5,5-11 deutlich. Das Epha war ein Gewichtsmaß und wurde zum Symbol der Wirtschaft, in diesem Fall im negativen Sinne. Es sollte im Lande Sinear aufgestellt werden, also in Babylon. Demnach wird sich das zukünftige Zentrum der Weltwirtschaft in Babylon befinden. Tatsächlich verlagert es sich schon heute in den Nahen Osten, und es wird in Zukunft in der wiedererbauten Stadt Babylon liegen. In der zweiten Hälfte der Trübsal wird Babylon das politische und wirtschaftliche Zentrum der Welt sein. Später aber, im zweiten Stadium des Feldzuges von Harmagedon, wird Babylon plötzlich verwüstet werden. Mehrere Stellen sagen etwas über diese plötzliche Verwüstung aus; wir wollen uns auf einige

wesentliche Stellen beschränken.

 

In Jesaja 13,1- 4,23 hat der Prophet viel über dieses Ereignis zu sagen. Durch wen die Verwüstung erfolgen wird, erklärt Jesaja 13,1-5. Die Last über Babylon, die Jesaja sah, war ein weiterer Aufmarsch vieler Völker. Während im ersten Stadium die Heere derer aufmarschieren, die an der Seite Babylons und des Antichristen stehen, werden dies Streitkräfte sein, die gegen Babylon und den Antichristen kämpfen. Sie wollen Babylon zerstören. Näheres darüber schildert Jesaja 13,6-14,23. Beachten wir, daß diese Weissagung über die Zerstörung Babylons bis zum heutigen Tag noch nicht so in Erfüllung gegangen ist, wie es dieser Text beschreibt. Zum Beispiel stellt der Textzusammenhang von Jesaja 13,6-22 die in Vers 1-5 angekündigte Zerstörung Babylons in das Umfeld und die Zeit des „Tages des Herrn", der auf die große Trübsal hinweist. Außerdem ist die Zerstörung Babylons in Jesaja 14,1-2 mit der schließlichen Erlösung Israels verbunden. Bei dieser letzten Zerstörung wird Babylon Sodom und Gomorra darin ähnlich sein, daß es nur noch den wilden Tieren der Wüste zur Wohnung dient und kein Mensch sich hier mehr ansiedeln kann. Darauf zielt auch Jesaja 13,19-22 ab.

 

Die Weissagung Jesajas über Babylon schließt in Jesaja 14,22-23. Dort wird festgestellt, daß es im Gegensatz zu anderen Völkern in Babylon nach dem Unglück keine Überlebenden geben wird. Ein anderer Prophet, der die Zerstörung Babylons durch eine Anzahl von Völkern ausführlich schildert, ist Jeremia. Er widmet diesem Ereignis zwei lange Kapitel (50-51). Wegen der Länge dieser Kapitel werden wir die Untersuchung auf einige wichtige Verse beschränken müssen, die die Zerstörung Babylons ausführlich beschreiben. In Jeremia 50,1 wird deutlich, daß die Weissagung wirklich Babylon betrifft. Wie schon bei Jesaja, wird auch in Jeremia 50,9-10 angekündigt, daß sich viele Völker gegen Babylon versammeln werden. Das Ausmaß der Zerstörung und der K rieg selbst werden in Jeremia 50,11-16 geschildert. Später, in Jeremia 50,21-27, folgt eine anschauliche Beschreibung des Falles Babylons. Diese Zerstörung soll so vollständig und endgültig sein, daß Babylon nie mehr von Menschen bewohnt wird. Sie wird so total wie die Zerstörung von Sodom und Gomorra sein, wie Jeremia 50,39-40 bestätigt. Noch einmal spricht Jeremia in 50,41-42 davon, daß sich viele Völker gegen Babylon versammeln werden.

 

Jeremia 50 schließt damit, daß Gott den Untergang Babylons beschlossen hat und die Völker über die Zerstörung ihrer Welthauptstadt in ein großes Geschrei ausbrechen. Der anschaulichen Schilderung vom Fall Babylons in Jeremia 50 folgt eine ausführlichere Beschreibung in Jeremia 51. Es wird besonders der Einfluß Babylons auf andere Völker sein, der nach Jeremia 51,7-9 das Gericht Gottes über die Stadt hereinbrechen läßt. Nach Jeremia 51,24 wird das Gericht über Babylon besonders hart sein, weil es dem Volk Israel so viel Schlimmes angetan hat. Weil Babylon die ganze Welt durch ihre Herrschaft ins Verderben geführt hat, wird Gott nun diese Stadt, die so viele vernichtet hat, nach Jeremia 5 1 ,25-26 selbst zugrunde richten. Gott hat über die Stadt Babylon wirklich eine völlige Zerstörung beschlossen, wie wir aus Jeremia 51,29 erfahren. Noch einmal stellt Jeremia in den Versen 35-36 heraus, daß dieses Gottesgericht über Babylon kommen muß, weil es die Juden so grausam behandelt hat. Die Zerstörung Babylons wird unter den Gläubigen einen großen Jubel auslösen, und nach Jeremia 51,48-49 sehen sie darin die Vergeltung Gottes für die Mißhandlung der Juden.

 

Die Weissagung der Zerstörung Babylons schließt in Jeremia 51,54-58 mit einer Beschreibung der Auswirkungen ihres Falles. Um diese Weissagungen zu versiegeln, ließ der Prophet eine symbolische Handlung ausführen, die in 51,59-64 beschrieben wird. Eine Abschrift von Jeremia 50,-52,58 wurde auf eine Schriftrolle geschrieben und an einen Stein gebunden. Nachdem diese Worte den in Babylon verbannten Juden vorgelesen worden waren, wurde die Schriftrolle mit dem Stein in den Euphrat geworfen. So, wie diese Schriftrolle im Fluß unterging, wird Babylon untergehen. In dem Wortlaut der Weissagungen finden wir zwei Hinweise, daß der König von Babylon, der Antichrist, nicht in der Stadt sein wird, wenn sie zerstört wird. Der erste steht in Jeremia 50,43. Der zweite findet sich in Jeremia 51,31-32. Die Tatsache, daß dem König von Babylon die Nachricht von der Zerstörung seiner Stadt übermittelt werden muß, spricht klar dafür, daß er sich zu jener Zeit nicht dort aufhält. Sonst brauchte man es ihm nicht zu melden. Aber wo ist er dann? Vergleichen wir die Belegstellen über das erste Stadium mit denen über das zweite Stadium, so scheinen die Feinde des Antichristen die Gelegenheit zu nutzen, um sich zu sammeln und seine Hauptstadt zu zerstören, während er seine Heere im Tal Jesreel inspiziert. Bevor die plötzliche und vollständige Vernichtung über Babylon hereinbricht, werden die Juden, die sich noch in der Stadt aufhalten, gewarnt; sie sollen aus der Stadt fliehen, bevor es zu spät ist.

 

Diese Warnung erscheint mehrmals in den Weissagungen Jeremias, zum ersten Mal in 50,6-8. Eine zweite Warnung steht in 50,28. Diejenigen, die aus Babylon entkommen, werden nach Jerusalem fliehen, um den dort lebenden Juden die Zerstörung der Stadt anzusagen. Mit dieser Zerstörung hat Gott das Unrecht gegenüber den Juden und die Entweihung seines Tempels durch den Greuel der Verwüstung gerächt. Eine dritte Ermahnung finden wir in 51,5-6. Gottes Rache wird in Kürze über Babylon ausgeschüttet. Deshalb werden die Juden ermuntert, aus der Stadt zu fliehen, um nicht auch der Rache Gottes anheimzufallen. Wie in 50,28 fliehen sie nach Jerusalem, um dort zu verkünden, was Gott getan hat. Lies 51,10. Darauf folgt die vierte Warnung in 51,45. Die fünfte und letzte Warnung erfolgt in 51,50. In dieser letzten Ermahnung, aus Babylon zu fliehen, ehe die Stadt zerstört wird, werden die Juden auch aufgefordert, nach Jerusalem zu gehen, um die Juden dort zu benachrichtigen. Die Juden werden aufgrund dieser Warnungen die Stadt Babylon verlassen können und nach Jerusalem entkommen.

 

Wir wiederholen noch einmal: diese Prophetenworte über Babylon sind in der Geschichte noch nicht in Erfüllung gegangen, jedenfalls nicht so, wie es hier deutlich beschrieben wird. Das Babylon der Antike starb langsam zu einer Geisterstadt aus. Hinzu kommt, daß diese völlige und endgültige Zerstörung Babylons deutlich mit der Wiederbelebung und Wiederherstellung Israels in Verbindung gebracht wird. Solche Dinge ereigneten sich in der Geschichte des antiken Babylon nicht. In bezug auf die geistliche Erweckung Israels, lies Jeremia 50,4-5. Nach diesen Versen soll die Vernichtung Babylons zur selben Zeit eintreten, in der Israel den Herrn, seinen Gott, sucht und in einen ewigen Bund mit Gott nach dem neuen Bund von Jeremia 31,31-34 eintritt. In Jeremia 50,19-20 wird die Zerstörung Babylons mit der Wiederherstellung Israels in Zusammenhang gebracht.

 

Israel erscheint hier als das Volk, das wieder in seinem Lande wohnt. Gott hat ihnen alle Sünden vergeben. Diese Wiederherstellung muß eine unmittelbare Folge der Zerstörung Babylons sein und kann deshalb kaum auf das antike Babylon zutreffen. Hier deutet alles darauf hin, daß die Stadt Babylon zur Zeit der Wiederherstellung Israels zerstört werden soll. Das setzt voraus, daß diese Zerstörung während des Feldzuges von Harmagedon erfolgt. Und dies wiederum ist ohne einen Wiederaufbau der Stadt nicht denkbar. Eine andere Stelle, die sich ausführlich mit der Zerstörung Babylons befaßt, ist Offenbarung 18,1-24. In diesem Kapitel der Offenbarung geht es besonders um das Babylon, das politisch und wirtschaftlich dreieinhalb Jahre lang die ganze Welt regieren wird. Der Abschnitt beginnt in 18,1-3 mit der Erklärung, Babylon sei gefallen.

 

Nach der Zerstörung soll Babylon eine Wohnstätte der Dämonen werden. Hier also werden die Dämonen während des messianischen Reiches wohnen; hierhin werden sie verbannt sein. Das kann nicht auf das heutige Babylon zutreffen. Das strenge Gericht über Babylon erfolgt wegen der weltweiten politischen (Könige der Erde) und wirtschaftlichen (Kaufleute der Erde) Entartung, die unter der Herrschaft des Antichristen in dieser Stadt ihren Anfang nahm. Wie schon die Weissagungen Jeremias, so spricht auch Offenbarung 18,4-5 von einem warnenden Ruf an die Juden, aus der Stadt Babylon zu fliehen, bevor sie zerstört wird. Der Becher der Sünde und Bosheit Babylons wird zu dieser Zeit voll sein. Damit die Juden nicht auch dem Gericht über die Stadt verfallen, sollen sie fliehen. Die Anklage gegen Babylon wird in Offenbarung 18,6-8 erhoben. Nach der Zerstörung dieser Stadt werden alle diejenigen laut klagen, die dort viel investiert haben, durch sie reich wurden und nun alles verloren haben. Drei verschiedene Gruppen werden über Babylon klagen, wie Offenbarung 18,9-19 berichtet. Zuerst klagen die Könige, die politischen Beherrscher der Welt, in 18,9-10.

 

Es sind die sieben Könige, die mit dem Antichristen regierten und ihre Macht ihm, dem König von Babylon, unterstellten. Die Machtbefugnisse, die ihnen dann noch blieben, hatten sie nur durch die Stadt Babylon. Nun, da ihre Macht durch die Vernichtung der Stadt dahinschwand, beklagen sie die Plötzlichkeit dieses Gerichtes. Sie sehen den Rauch des brennenden B abylon „von ferne" , nämlich von der Ebene Jesreel her. Die zweite Gruppe der Klagenden sind die Kaufleute in 18,11-16. - Babylon wird das Wirtschaftszentrum der Welt werden, das Zentrum für Gewerbe und Handel - eine Stadt, die sich durch die genannten Luxusartikel auszeichnet. Aber all dies wird plötzlich in Flammen aufgehen, und mit dem Feuer wird auch aller Reichtum und Wohlstand dahin sein. Weil sie so plötzlich verarmt sind, werden die Kaufleute laut klagen. Die Spediteure der Waren sind die dritte Gruppe, die von ihrer engen Verbindung mit Babylon profitierten. Auch sie werden klagen; s. Kap 18,17-19 steht. Da die Kaufleute keine Waren mehr zu vermarkten haben, können die Schiffe auch keine Handelsgüter mehr transportieren, durch die sie bisher reich geworden waren. Darum werden auch sie die plötzliche Zerstörung beklagen.

 

Doch während diese Gruppen klagen, werden sich drei andere Gruppen von Menschen laut freuen, wie es in 18,20 heißt. Während auf Erden die Könige, Kaufleute und Schiffer klagen, werden im Himmel die Heiligen, Apostel und Propheten laut jubeln. Die Zerstörung Babylons zeigt die baldige Rückkehr Jesu Christi an. Der Abschnitt schließt mit einem Bild von der völligen Zerstörung Babylons in 18,21-24. Jeremia befahl, daß ein Stein, der in eine Schriftrolle gewickelt war, in den Euphrat geworfen werden sollte, um dadurch den Untergang der Stadt Babylon zeichenhaft anzudeuten. Nun wirft ein anderer - ein Engel - ebenfalls einen Stein ins Wasser. Er wirft einen Mühlstein ins Meer, um zu veranschaulichen, wie unwiederbringlich Babylon verschwinden wird. Babylon wird aufhören, Zentrum und Hauptstadt der Welt zu sein, weil die Stadt am Blut der Propheten (zum Beispiel der zwei Zeugen) schuldig geworden und für die Ermordung der Heiligen in der Trübsal verantwortlich ist.

 

 

Wir fassen zusammen: Im zweiten Stadium des Feldzuges von Harmagedon wird der Antichrist seine Heere in der Ebene Jesreel aufmarschieren lassen; währenddessen werden seine Feinde die Gelegenheit nutzen und plötzlich und rasch die Stadt Babylon zerstören. Kurz zuvor aber werden die Juden angewiesen, aus der Stadt zu fliehen. Sie werden Babylon verlassen und nach Jerusalem kommen, um den dort lebenden Juden zuberichten. Die plötzliche Zerstörung der Stadt, die bis dahin der politische und wirtschaftliche Mittelpunkt der Welt war, wird auf der Erde - aber nicht im Himmel - große Bestürzung auslösen. Denn die Zerstörung Babylons wird signalisieren, daß die Wiederkunft Christi und gleichzeitig die Wiederherstellung Israels unmittelbar bevorsteht.

 

AF